Aneignung und Revitalisierung. Aushandlungsprozesse des deutsch-jüdischen Kulturerbes in Polen

Laufzeit: 01.10.2022 bis 30.09.2025

Gesamtprojekt

Das Projekt befasst sich aus interdisziplinärer Perspektive (Geschichte, Baugeschichte, Denkmalpflege) mit gebauten Zeugnissen jüdischer Kultur und Geschichte in Polen als Gegenstände einer vielschichtigen Aneignung als „Kulturerbe“ durch diverse Gruppen und Akteure. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist das historische materielle jüdische Erbe des heutigen Polen heterogen und bietet sich daher für eine Untersuchung unterschiedlicher Erbe-Strategien an: Durch die territorialen Verschiebungen umfasst es heute sowohl Objekte und Orte jüdischer Gemeinden in den polnischen Kernregionen als auch solche in den ehemals deutschen Gebieten. Mit dem Projekt soll anhand von Quellenrecherchen, Fallstudien und Interviews mit diversen Akteur*innen untersucht werden, ob, wann, in welcher Weise und von wem die Relikte der jüdischen Kultur, insbesondere Synagogengebäude und Friedhöfe, in die diversen Konstruktionen kulturellen Erbes in Polen einbezogen wurden und werden. Dabei wird insbesondere nach Unterschieden in Aneignung, Nutzung und Repräsentation zwischen jenen Objekten mit „deutsch-jüdischer“ und „polnisch-jüdischer“ Vorgeschichte gefragt werden, wobei der Schwerpunkt auf der Aufarbeitung und Analyse bislang vergleichsweise wenig betrachteter Relikte in den früher deutschen Gebieten liegt. Großes Gewicht wird in der geplanten Studie darauf gelegt, sowohl (zeit-)historische als auch baugeschichtlich-denkmalpflegerische Aspekte in der interdisziplinären Arbeitsgruppe gemeinsam zu betrachten. Welche Objekte werden in welcher Weise erhalten? Welche historischen Schichten werden mit welchen Strategien unter Schutz gestellt, durch die Denkmalpflege bewahrt, welche gehen verloren? Wie werden Erhaltungs- und Neunutzungsprozesse lokal, regional und ggf. international diskutiert und rezipiert? Welche Rolle spielen jüdische Akteure, Gemeinden und Institutionen vor Ort und international, welche staatlichen und überstaatlichen Organisationen sind involviert? Welche Bedeutung erlangen die „wiederbelebten“ jüdischen Bauten für die lokale und regionale Bevölkerung und ihr historisches „Erbe-Bewusstsein“? Durch entsprechende Vorarbeiten konnte bereits eine Anzahl relevanter Bauwerke und Anlagen ermittelt werden; mit polnischen und internationalen Organisationen, die sich um deren Erhaltung und Nutzung bemühen, ist eine enge Zusammenarbeit vereinbart.Das Vorhaben entwickelt Grundlagen sowohl für vergleichende Arbeiten zu anderen Beständen gebauten jüdischen Erbes in Europa und weltweit und trägt im Kontext des SPPs zur Reflexion von Erbe-Strategien im Hinblick auf kulturelle Nachhaltigkeit bei. Es fragt darüber hinaus nach der Relevanz jüdischer Akteur*innen für das gebaute Erbe und, umgekehrt, nach der Bedeutung der früheren Synagogen und der Friedhöfe für das historisch-kulturelle Bewusstsein jüdischer Gemeinschaften – nicht nur in Polen, sondern auch darüber hinaus.

Kooperationspartner*innen und Assoziierte

Projektleitung

PD Dr. habil. Ulrich Knufinke

Forschungsstelle Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, TU Braunschweig

 

Prof. Dr. Ruth Leiserowitz

Deutsches Historisches Institut Warschau

Projektmitarbeiter*innen

Dr. Christhardt Henschel

Deutsches Historisches Institut Warschau

Dr.-Ing. Kamila Lenartowicz

Forschungsstelle Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, TU Braunschweig

Zuzanna Światowy Eng. Arch. M.Sc. Arch

Forschungsstelle Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, TU Braunschweig

Neele Menter, M.Sc.

Forschungsstelle Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur, TU Braunschweig

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