DFG-Schwerpunktprogramm 2357
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Schwerpunktprogramm „Jüdisches Kulturerbe“ (SPP 2357) erforscht aus der Perspektive der Critical Heritage Studies, wie jüdisches Erbe heute gesellschaftlich konstruiert, verhandelt und gelebt wird. Die Critical Heritage Studies verstehen kulturelles Erbe nicht als statisches Objekt, sondern als dynamischen Prozess, der von aktuellen politischen, sozialen und ökonomischen Machtverhältnissen geprägt ist.
Empirische Forschung zu gegenwärtigen Bedeutungen
Mit der zweiten Förderphase ab 2025 steht die empirische Untersuchung aktueller Praktiken im Mittelpunkt: Wie wird jüdisches Kulturerbe heute sichtbar gemacht, angeeignet oder marginalisiert? Welche Akteur:innen prägen diese Prozesse und welche Konflikte entstehen dabei? Die interdisziplinären Forschungsgruppen untersuchen konkrete Fallbeispiele in jüdischen Gemeinschaften, Bildungseinrichtungen, Erinnerungsorten und Stadtentwicklungsprojekten.
Jüdische Perspektiven im Zentrum
Ein zentrales Anliegen ist die systematische Einbindung gegenwärtiger jüdischer Stimmen und Perspektiven. Das Programm arbeitet eng mit jüdischen Institutionen, Gemeinden und Einzelpersonen zusammen, um deren Sichtweisen auf ihr eigenes Erbe zu erfassen und zu verstehen. Diese partizipative Herangehensweise stellt sicher, dass jüdische Akteur:innen nicht nur Objekte der Forschung sind, sondern als Expert:innen ihrer eigenen Erfahrungen und Traditionen anerkannt werden.
Gesellschaftliche Relevanz heute
Die Forschung konzentriiert sich auf die Frage, welche Rolle jüdisches Erbe in gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatten spielt – von Antisemitismus und Erinnerungskultur bis hin zu Diversität und urbaner Entwicklung. Dabei werden die Verflechtungen zwischen lokalem Erbe und globalen Diskursen ebenso untersucht wie die Spannungen zwischen verschiedenen Erinnerungskulturen.
Praxisorientierte Ansätze
Ziel ist es, durch empirisch fundierte Erkenntnisse praxisnahe Konzepte zu entwickeln, die das lebendige Potenzial jüdischen Erbes in verschiedenen gesellschaftlichen Feldern stärken. Die enge Zusammenarbeit mit Praktiker:innen aus Zivilgesellschaft, Bildung und Kulturarbeit gewährleistet, dass die Forschungsergebnisse direkt in konkrete Handlungsansätze münden können.