Assoziierte Forscher*innen und Projekte
„Jüdisches Sammeln“ – das Beispiel der deutsch-israelischen Musikwissenschaftlerin Edith Gerson-Kiwi (1908–1992)
Im Mittelpunkt des Projektes steht der Nachlass Edith Gerson-Kiwi. Sein Herzstück, eine zwischen 1947 und 1982 in Palästina/Israel entstandene Sammlung mit über 10.000 Aufnahmen orientalischer Musik, hat den Grund gelegt für die Dokumentation, Erforschung und Popularisierung des musikalischen Erbes der orientalischen Juden, mit der sich die Musikwissenschaftlerin einen Namen gemacht hat.
Edith Gerson-Kiwis Sammlung und die damit verbundenen Aktivitäten wie (Re-)Präsentieren, Auswerten und Vermitteln stehen exemplarisch für das Phänomen des „jüdischen Sammelns“ und Umgangs mit dem eigenen kulturellen und geistigen Erbe. Ein Überblick über Sammelformen und -institutionen wie Anthologien, Archive, Bibliotheken, Museen, Geschichtsvereine, Enzyklopädien u. a. m. belegt eine ethisch gestützte jüdische Sammelpraxis, die über die Neugestaltung der Gegenwart mittels der Vergangenheit eine Zukunft schaffen will und damit für das Überdauern des jüdischen Kollektivs über Räume und Zeiten essentiell war. Ungeachtet der offenkundigen Bedeutung des Sammelns für das jüdische Kollektiv gibt es keine Studien, die dieses Sammeln als Phänomen erschließen.
Diesem Desiderat möchte sich das Projekt annähern. Im Rahmen einer systematischen Untersuchung sollen die Triebkräfte, Zielsetzungen und ethischen Grundsätze der Sammlerin, aber auch die historischen, kulturellen und sozialen Bedeutungen, die ihren Aktivitäten beigemessenen wurden, offengelegt sowie die Nutzung respektive Nachhaltigkeit ihrer Sammlung untersucht werden. Ziel des Projektes ist es, „jüdisches Sammeln“ und die damit verbundenen Tätigkeiten als ein distinktes Phänomen zu erfassen und im Spiegel der Critical Heritage Studies zu deuten. Die Erfassung und Auswertung von historischen Quellen, insbesondere jüdischen Medien und Nachlassdokumenten wie Interviews, Zeitungsberichte zu Sammel- und Forschungsaktivitäten, Rezensionen, Radiotalks oder unveröffentlichte Manuskripte, bilden die Kernaufgabe des Projektes.
Forscher*innen
Europäisches Zentrum für Jüdisches Musik, Hannover
Luisa Klaus
Europäisches Zentrum für Jüdisches Musik, Hannover