Über 2.000 jüdische Friedhöfe in Deutschland bilden den ältesten und geschlossensten Bestand jüdischer Kulturdenkmäler und nehmen daher einen zentralen Platz im deutschen Kulturerbe ein. In kleinen Orten ist der Friedhof nach der Shoah oft die einzig sichtbare Erinnerung an die lokale jüdische Geschichte. Übergriffe zeigen jedoch, dass die jüdischen Friedhöfe verletzliche Orte sind. Die Angriffe richten sich dabei nicht nur gegen die Grabsteine an sich, sondern ausdrücklich gegen alle Jüdinnen und Juden – gegen die toten und gegen die lebenden.
Obwohl Friedhofsschändungen nach 1945 die am häufigsten dokumentierte Form antisemitischer Gewalt in Deutschland darstellen, wurden sie nur selten Gegenstand der Antisemitismusforschung. Die Formen sowie Hintergründe der Taten sind vielfältig und reichen von antisemitisch motivierten Anschlägen bis hin zu – vielleicht unbewusstem – Missbrauch oder gar Zerstörung der Friedhöfe.
Die Tagung beschäftigt sich mit der Erforschung von Schändungen jüdischer Friedhöfe in Deutschland v. a. seit 1945, ihren Folgen sowie der Frage nach dem Schutz dieser Orte. Diskutiert werden sollen auch Möglichkeiten und Grenzen der Einbindung jüdischer Friedhöfe in die präventive Vermittlungsarbeit der Schul- und Erwachsenenbildung. Darüber hinaus wird den Fragen nachgegangen, welchen Stellenwert jüdische Friedhöfe in der Erinnerungskultur einnehmen, wer diese Erinnerungsarbeit leistet und welches Entwicklungspotenzial in diesem Bereich besteht.
Weitere Informationen finden Sie hier: Tagungsprogramm_Net Olam_Essen
(Stand: Jan 2024)